Alkoholsucht – ganz aufhören muss nicht sein

In der Alkoholtherapie gibt es einen Paradigmenwechsel. Die britische Expertin Julian Sinclair kritisiert die aus Amerika importierte Therapiestrategie der totalen Abstinenz und führt das auf die Geschichte der USA mit der Alkohol-Prohibition zurück.*

Die aktuelle Suchttherapie beschäftigt sich in erster Linie mit der Spitze des Eisbergs, d.h. mit den Alkoholkranken. Andere, die zu der großen Gruppe der Gefährdeten zählen, rutschen durch das System. Für diese gibt es keine Hilfe und keine Programme. Dabei wollen 50 Prozent der Betroffenen ihren Alkoholkonsum durchaus reduzieren – aber nicht zur Gänze einstellen. Die totale Abstinenz schreckt nicht nur ab, sondern wird gerade für jene Alkoholiker, die noch keine schlimmen Schäden aufzuweisen haben, nicht akzeptiert – es gibt ja aus deren Sicht keinen Grund dafür.

Belohnungssystem nicht durch Alkohol sondern anderweitig aktivieren

„Aus vielen Studien und neurowissenschaftlichen Forschungsergebnissen wissen wir heute sehr genau, warum Alkohol so leicht zum Suchtmittel wird. Es aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn. Das tut gut, bestätigt, aktiviert und macht zumindest während des Alkoholkonsums glücklich und froh.“ DDDr. Karl Isak, Begründer des pAST-Programms, mit welchem die Alkoholsucht psychologisch behandelt wird, hat mit diesem Hinweis aber auch gleich eine Lösung parat: „Wir aktivieren das Belohnungssystem anderweitig – und zwar auf unbewusster Ebene und damit wird der Alkoholkonsum automatisch eingeschränkt. Auf Dauer werden im Gehirn neue Strukturen geschaffen, die dem Belohnungssystem das zur Verfügung stellen, was es braucht – nämlich Glückshormone.

Isak erklärt es mit einem einfachen Beispiel. Ein Sportler aktiviert durch viel Bewegung sein Belohnungssystem und deshalb verringert sich die Gefahr zur Alkoholsucht massiv. „Es gibt viele Wege zum Glück – ganz ohne Alkohol. Man muss dann auch nicht auf einen gesellschaftlichen Umtrunk oder auf ein gutes Glas Wein verzichten.“

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*Quelle: Der Standard vom 9.7.2012 „Teuflischer Kreislauf: Alkohol und Depression“
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