Alkohol verursacht neben organischen Schäden an Magen, Herz und vor allem der Leber auch psychische Leiden. Ängste und Depressionen sind dabei zwar durchaus dramatisch, zählen aber nicht zu den schlimmsten Erkrankungen. Zu den Alkoholpsychosen zählt u.a. das Delirium Tremens, das nach einem Alkoholentzug auftreten kann. Das hat aber meist nichts mit einem gewollten Entzug zu tun, sondern, wenn man eine Zeit lang keinen Zugang zu Alkohol hat – manchmal reichen schon wenige Stunden. Die Krankheit kann lebensbedrohende Komplikationen verursachen und wird durch Störungen des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung, des Denkens, des Gedächtnisses, der Emotionalität, der Psychomotorik und des Schlaf-Wach-Rhythmus begleitet – auch Zittern (Tremor) ist häufig zu beobachten. „Stimmenhören“ oder „weiße Mäuse sehen“ sind Beispiele für Wahrnehmungsstörungen.
Die Wahrnehmungsstörungen werden auch als Alkohol-Halluzinose bezeichnet. Hier ist das Gehirn so geschädigt, dass man sich von Stimmen verfolgt fühlt oder von diesen beschimpft wird.
Die Wernicke-Enzephalopathie ist eine weitere Alkoholpsychose, die lebensbedrohlich sein kann. Sie tritt akut auf oder auch im Zusammenhang mit einem Delirium. Es kommt zu Bewusstseinseintrübungen, Ataxie (Störung der Bewegungskoordination), Augenmuskellähmungen, Pupillenstörungen und Nystagmus – das sind schnelle kontrollierbare Augenbewegungen.
Bei Alkoholikern kann auch ein krankhafter Eifersuchtswahn auftreten, der von einer wahnhaften Überzeugung, dass der Partner oder die Partnerin untreu wäre, ausgeht. Gewalt spielt in solchen Fällen häufig eine Rolle.
Das Korsakow-Syndrom wird bei Alkoholkranken dann diagnostiziert, wenn es zu einem Gedächtnisverlust kommt. Hier gibt es sowohl die Variante, dass alte Gedächtnisinhalte vergessen werden – dann spricht man von einer retrograden Amnesie –, als auch die Form, dass man sich neu Erlebtes nicht merken kann (anterograde Amnesie). In schweren Fällen können sich die Patienten nicht einmal mehr Erinnerungen für Sekunden einprägen.
Die Alkoholpsychose ist langwierig
Eine Alkoholpsychose kann mehrere Monate andauern und bedarf unbedingt eine medizinischen Behandlung. Oft ist ein klinischer Aufenthalt in einer Psychiatrie notwendig. Danach ist man aber nicht vollständig geheilt. Es besteht eine hohe Rückfallgefahr – die Rückfallquote bei Alkoholkranken liegt bei 90 Prozent. Deshalb ist ein gezieltes Veränderungsprogramm sinnvoll. Dieses muss aber im Gehirn für Veränderungen sorgen. Dazu gibt es nun die „psychologische Alkohol-Sucht-Therapie – kurz pAST“. Dieses Programm kann jeder von zu Hause aus absolvieren, ist anonym und erfolgt über Online-Interventionen, die man heute mit jedem Handy bequem abrufen kann. Mit der Zeit sorgen die Interventionen dafür, dass es zu neuen neuronalen Mustern im Gehirn kommt und diese machen den Alkohol überflüssig oder man entscheidet sich für ein kontrolliertes Trinken.
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